Brot backen und Butter schütteln
„Wenn i mit die Kinder Brot backen geh, erzähl ich ihnen gern die Geschichte von Hänsel und Gretel. Am Schluss frag ich dann: Ich bin aber net so bös‘ wie die Hexe im Märchen, oder? Und dann schreien sie immer alle wie im Kasperltheater, ganz laut: Neeeiiiin!“
Urlaub am Bauernhof beschert nicht nur den Gästen schöne Erinnerungen. Auch die Gastgeber denken gern an gemeinsam Erlebtes zurück und freuen sich auf bessere Zeiten.
Eine Serie quer durch die Bundesländer von Elisabeth Freundlinger
Mit den Gästekindern ist Bäuerin und Seminarbäuerin Gerlinde Weger vom Bio-Bergbauernhof Weger, vlg. Rübenstöffl, voll in ihrem Element. Jenen Menschen, die das Landleben nicht kennen, den Zugang zur Natur und ursprünglichen Lebensmitteln näher zu bringen, ist der Biobäuerin ganz besonders wichtig. „Wir sind hier so reich, davon will ich etwas weitergeben. Unsere Gäste dürfen überall dabei sein, zuschauen, mit anpacken. Denen taugt das sehr.“
"Wie hast du das gemacht?"
Auf dem Bio-Bergbauernhof Weger gibt es zum Brotbacken noch einen richtigen Holzofen. Für das Brot werden nur natürliche Zutaten verwendet, da kommen keine Zusatzstoffe rein – gebacken wird mit Sauerteig. Gerlinde verwendet für das „Bio-Holzofenbrot vom Rübenstöffl“ ausschließlich Mehle und Ölsaaten in Bioqualität. Vor dem Backen wird auf jeden Brotlaib ein Stempel mit einem christlichen Symbol gedrückt. „Aber den Kindern schreib ich mit der Teigkarte immer ihren Anfangsbuchstaben in den Teig. Die sind dann so stolz, wenn sie ihr fertiges Brot mit in die Ferienwohnung nehmen dürfen. „Ich muss ihnen immer sagen, dass sie es erst auskühlen lassen sollen! Am liebsten würden sie sofort reinbeißen.“
Das Brotbacken ist eines der Wochenangebote am Bio-Bergbauernhof Weger. Eine anderes „Ur-Erlebnis“ ist das Butterschütteln. „Viele Gäste können sich gar nicht vorstellen, dass Butter etwas so Natürliches ist. Die Kinder fragen immer und immer wieder nach: Wie hast du das gemacht? Woraus besteht jetzt die Butter? Sie können sich gar nicht vorstellen, dass das so einfach geht. Aber dann machen sie es selbst und verstehen es.“ – Jedes Kind kriegt einen Klacks Rahm in ein Glas und dann wird gemeinsam geschüttelt, was das Zeug hält. Und schon bald hat jedes Kind ein Butterkugerl im Glas. Eine andere Erfahrung ist das gemeinsame Zubereiten (und Essen) von Erdbeerjoghurt. „Ohne Zucker und chemische Zusätze schmeckt das ganz anders, als sie gewohnt sind.“
Auf der Sonnenseite
Das Gailtal steht für sanften Tourismus in der Naturarena Kärnten. Hier geht es beschaulich zu. Der Bio-Bergbauernhof Weger steht auf 860 m Seehöhe in traumhafter Alleinlage auf der Sonnenseite. „Wenn die Gäste das erste Mal kommen, glauben sie schon, sie haben sich verfahren, denn zuerst geht`s durch den tiefsten Wald, dann ist eine Wiese und dann erst sind wir da“, erzählt Gerlinde stolz.
Seit 300 Jahren ist der Hof schon im Besitz der Familie, Gerlinde kam vor 11 Jahren dazu und musste gleich „ins kalte Wasser springen“: Die Schwiegermutter, von der sie noch so viel über die Vermietung und das Brotbacken lernen wollte, verstarb plötzlich und unerwartet. Gerlinde, damals zum ersten Kind schwanger, lernte schnell. Heute bildet sie das fröhliche Zentrum des Bauernhofes. Nicht nur für Ehemann Christian, ihre inzwischen drei Kinder (9, 8 und 5 Jahre alt) und Opa Karl. Auch für die Gästekinder hat Biobäuerin Gerlinde immer ein offenes Ohr. Dazu kommen noch alle anderen Gäste, auch jene von zwei benachbarten Höfen. „Um das Angebot für unsere Gäste zu erweitern, haben wir eine Kooperation mit zwei anderen Betrieben geschlossen. Unter dem Motto ‚Ur-Erlebnisse‘ stellen wir ein buntes Programm für unsere Gäste zusammen. Jeder Gast darf überall mitmachen, und wir drei Vermieter stellen wöchentlich ein neues Angebot zusammen: Brotbacken, Wanderungen, Lagerfeuer am Fluss oder ein Besuch in der Holzwerkstatt. Am Sonntag geben wir für unsere Gäste die Wochenpost heraus, da steht alles drinnen.“
Viele Stammgäste
Auf dem Bauernhof von Christian und Gerlinde Weger dreht sich alles um Kühe. „Momentan haben wir 40 Rinder, davon 18 Milchkühe. Die Milch wird zum größten Teil an die Kärntnermilch als „Bio-Wiesenmilch“ abgeliefert. Einen Teil davon verarbeiten wir am Hof selbst zu verschiedenen Milchprodukten, die wir auch direkt vermarkten. Im Sommer, wenn wir unsere Jungrinder auf der Jaukenalm besuchen, sind unsere Gäste gern eingeladen uns zu begleiten.“
Vemietet wird auf dem Wegerhof seit 1983, zurzeit stehen für die Gäste drei geschmackvoll eingerichtete Ferienwohnungen bereit.
Die Gäste schätzen die herzliche Gastfreundschaft am Bio-Bergbauernhof Weger, und die „Ur-Erlebnisse“ kommen besonders gut an, schließlich ist das Lernen mit Spaßfaktor. „Manche Familien kommen schon in dritter Generation zu uns. Wenn man bedenkt, dass man in Zeiten wie diesen mit einem Mausklick überall hinkommt – von den Malediven zum Matterhorn – dann sehen wir das als besondere Auszeichnung“, sagt Gerlinde Weger.