Zusammenhelfen statt Auseinanderleben

Bäuerliche Arbeit, 04.03.2019, Sabine Ertl

Seinen Alltag so aufzubauen, dass man keine Auszeit davon anstrebt, dies hat Elisabeth Kampl am Tameggerhof geschafft. Es ist ein Ort inmitten des weitläufigen Gurktals, wo alle zusammenhelfen, Gäste zu Freunden werden, Probleme in der Landwirtschaft offen diskutiert werden und wo jede Generation seinen ehrwürdigen Platz hat. Aus tiefster Überzeugung.

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Frau und Junge beim Förderband | © Urlaub am Bauernhof Kärnten / Daniel Gollner

Hinter ihrem herzlichen Lachen steckt die pure Energie. Denn Elisabeth Kampl ist niemand, der den Dingen aus dem Weg geht, sondern eine Frau, die anpackt. Was wohl in ihrer Vergangenheit begründet liegen mag: „Ich bin auf einem Salzburger Bergbauernhof in Wagrain aufgewachsen und war der fünfte Spross von sieben Kindern. Wir hatten ein hartes Aufwachsen, Ferien gab es praktisch keine, die Arbeit am Hof stand im Vordergrund, das Geld war meistens knapp.“ Jammern möchte sie dennoch nicht: „In der Zeit nach den Kriegswirren war das damals eben so. Dafür durften wir Werte kennenlernen, die der heutigen Generation meist verborgen bleiben.“ Werte, die vom Zusammenhelfen und gegenseitigem Respekt geprägt sind. Was man heute teils vergeblich sucht, am Tameggerhof aber Stück für Stück wiederfindet.

Aus dem Vollen schöpfen

Beim Skifahren lernte Elisabeth ihren Mann Siegfried einst kennen und lieben. Dass er Landwirt war, erfuhr sie erst, als ihr Herz die Entscheidung schon längst getroffen hatte. „Dabei wollte ich doch nie Bäuerin werden.“ Ihrem Bauchgefühl folgend, zog sie nach Kärnten. Schnell war klar, Hofübernahme ja, Nebenerwerb nein. „Ich wollte bei meinen Kindern bleiben, für die Familie da sein und ohne weiteren Zuverdienst von der Landwirtschaft leben können.“ Gut davon leben, nicht nur rein überleben, für das erzeugte Produkt einen angemessenen Preis erzielen – das war die Devise und der Plan begann über die Jahre Früchte zu tragen. 2003 stellte man den Hof auf Biolegehennen um, ein Jahr später begann Elisabeth mit der Vermietung, mittlerweile lebt man komplett autark. Strom und Wärme liefern eine moderne Photovoltaik- und Biogasanlage, die meisten der benötigen Lebensmittel werden am Hof selbst erzeugt, die Eigenjagd bringt zudem bestes Wildbret in die Kühlkammern. Die Gäste haben die Wahl zwischen einem der vier romantischen Troadkästen oder familiären Gästezimmern. Einmal in der Woche findet eine große Hofführung statt, gemeinsame Grillabende und entspannte Kaffeenachmittage bringen alle auf einen Tisch, Gäste wie Familie. „Weil ein Kuchen schnell gemacht ist und es die Zeit ist, die zählt“, ist Elisabeth überzeugt.

Familienzeit statt Auszeit

Am Tameggerhof findet man sie eben noch, die Großfamilie, wie man sie einst kannte. „Und das funktioniert, wenn alle ein wenig zusammenhelfen. Wir leben der Jugend schließlich vor, wie man es am besten machen kann. Heute bemüht man sich, dass die Kinder eine gute Ausbildung erhalten, sich verwirklichen können, etwas schaffen. Aber wartet im Wiener Großstadtdschungel überhaupt ein besseres Leben? Früher zu meiner Zeit war die Matura fast unerreichbar, heute macht sie so gut wie jeder und dann wissen die Jugendlichen erst nicht, welchen Weg sie weiter einschlagen sollen.“ Ihnen das mitgeben, was im Leben zählt, das sieht Elisabeth als ihre Aufgabe. „Die Kinder laufen bei uns am Hof den ganzen Tag nach Lust und Laune ungezwungen herum, gekauftes Spielzeug wird zur Nebensache. Die Natur ist der Hauptakteur.“ Und auch die erwachsenen Gäste sind froh, einfach nur am Hof sein zu können, das Landleben zu genießen, zu verstehen, wie die Dinge funktionieren. „Viele verbinden damit Idylle und Romantik, doch auch Genehmigungen, Auflagen, diverse Bescheide sowie fehlende Fachkräfte gehören zur Landwirtschaft dazu. Das wissen viele nicht.“

Trotz den Anstrengungen, die am Tameggerhof in jedem Winkel warten, ist Elisabeth mit sich und ihrem Leben im Einklang: „Ich bin nicht überlastet, die Arbeit mit den Gästen, den Tieren, der Familie bereitet mir große Freude. Von dem, wie wir leben, brauche ich keine Auszeit, ganz im Gegenteil.“ Und wenn man das nach all den Jahren des Aufbaus und der Investition von sich behaupten kann, dann hat man wohl so ziemlich alles richtig gemacht.

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Sabine Ertl
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