Österreichs ungewöhnlichste Höfe
Bauernhofurlaub muss nicht altbacken sein. Manche Bäuerinnen und Bauern lassen sich nämlich Erstaunliches für ihre Gäste einfallen. Hier fünf originelle Beispiele.
Hochhubergut
Himmelbett unter Sternen
Wie soll’s weitergehen mit dem Bauernhof? Vor dieser Frage standen auch Helene und Karl Postlmayr. Sie gaben den klassischen Milchbetrieb auf und stiegen 2011 in die Gästebeherbergung ein. Heute ist sie das wirtschaftliche Haupt-Standbein am Bio-Bauernhof – neben Getreide, Grünland und Wald. Der klassische Vierkanthof konnte so erhalten werden und aus Karl ist sogar ein Vollerwerbsbauer geworden. Das mag auch an einem Übernachtungs-Highlight liegen: dem Panoramabett. Es thront auf einem sanften Hügel, mitten im Grünen, unter freien Himmel. Mit atemberaubendem Blick ins Gebirge und über alle vier Viertel Oberösterreichs. So schön, dass man es fast bedauert, wenn es am Abend dunkel wird – da mag der Sonnenuntergang noch so romantisch sein. Aber keine Sorge: Der Sternenhimmel ist auch nicht von schlechten Eltern. Und wenn die Postlmayrs am nächsten Morgen das Frühstück ans Bett bringen, ist das Panorama verlässlich wieder da.
Maisäß Silbertal
Treffpunkt der Nomaden
Übernachten am Bauernhof – das muss nicht zwangsläufig heißen: knarzende Betten aus Großvaters Zeiten und rotweiß-kariertes Bettzeug. Das beweist Familie Berthold in Vorarlberg. Bei ihr können Gäste zwischen Mai und Oktober in einer Jurte übernachten, also in einem Nomadenzelt. Falls jemand doch lieber knarzendes Holz mag: Auch kein Problem. Denn neben der Jurte steht ein 450 Jahre altes Haus. Das mietet man mit der Jurte gleich mit, sozusagen im Doppelpack. Die Jurte wurde Bausch und Bogen aus der Mongolei importiert, samt traditioneller, knallbunter Inneneinrichtung. So hat sich Lucia Bertholds Mann, ein Mongole, ein Stückchen Heimat ins Montafon geholt. Und zwar auf das familieneigene Maisäß. So nennt man eine niedrig gelegene Alm, auf die im Frühjahr das Vieh getrieben wird. Später ziehen Tier und Mensch dann auf die Hochalmen hinauf, ehe sie im Herbst wieder ins Tal zurückkehren. So gesehen sind die Montafoner Bauern ebenso seit jeher Nomaden, genau wie ihre mongolischen Kollegen.
Abenteuerhof Schiefer
Wohnen wie in Mittelerde
Auch Familie Schiefer in der steirischen Schladming-Dachstein-Region bietet Gästen Wohnmöglichkeiten, die alles andere als herkömmlich sind: drei „Hobbyt-Hütten“. Diese verwunschenen Erdhäuschen sind den Höhlen der Hobbits aus J. R. R. Tolkiens legendärer Fantasiewelt „Mittelerde“ nachempfunden: in den Hang hineingebaut, mit Lehmverputz, einem Gewölbe aus Holzstämmen und großen, kreisrunden Fenstern auf der Vorderseite. Wasserwaage und Lineal blieben beim Bau weitgehend unbenützt, es gibt kaum gerade Linien oder rechte Winkel. Innen bieten die Hobbyt-Hütten ein reduziertes, aber dennoch stylishes Bild: ein alter gusseiserner Ofen, ein Schaukelstuhl, Tisch, Sessel, Kerzenlicht. Das Wasser kommt vom Brunnen. Vermietet werden die Hütten tageweise, zum Relaxen. Das passt hervorragend zu den Hobbit-Fabelwesen: Die gehen bekanntlich Aufregungen auch lieber aus dem Wege.
Trialhof Schaureith
Für Benzinbrüder und -schwestern
Trial, was ist das denn? Nun, Motorradfahren über Stock und Stein. Also so ähnlich wie Motocross? Nein, Motocross ist schnell und laut, Trial nicht. Beim Trial geht es mehr um Koordination, Konzentration und Gleichgewicht. Peter Enöckl, Bauer im niederösterreichischen Lunz am See, ist seit 45 Jahren begeisterter Trial-Fahrer. In der Nähe seines Mostviertler Biohofes hat er eine 7 Hektar große „Trial Arena“ angelegt: einen Geschicklichkeits-Parcours über Wurzeln, Felsen, Hügel oder Baumstämme. Zusätzlich hat Peter ein paar künstliche Hindernisse eingebaut. Am Trialhof kann man Kurse für Einsteiger und Profis besuchen, aber auch alleine fahren, nur zu Trainingszwecken. Alles, was es dazu braucht, gibt’s vor Ort auszuleihen – vom speziellen Trial-Motorrad bis zur Schutzausrüstung. Ideal also für einen echten Männerurlaub! Wobei: Auch erstaunlich viele Frauen fahren Trial. Vielleicht, weil sich Testosteron und Geschicklichkeit dann doch manchmal ausschließen…
Lamahof
Wandern mit wolliger Begleitung
Gäste der Familie Weixlbaumer im Mühlviertel können an geführten Wanderungen teilnehmen. Was dabei originell ist? Dass einen dabei Lamas begleiten. Als sich Dominik Weixlbaumer nach Alternativen bei der Bewirtschaftung seines Biohofes umgesehen hat, stellte er zwei Dinge fest: Lamas sind sehr genügsam in der Haltung. Und außerdem sehr gutmütig. Und so kamen vor einigen Jahren die ersten Lamas auf den Hof. Mittlerweile hält Dominik 26 Lamas, nutzt ihre Wolle und verkauft Zuchttiere. Die wolligen Paarhufer begleiten ihn aber auch auf seinen Wanderungen mit Gästen im Umland von Linz. Kleinere Kinder dürfen auf den Tieren sogar reiten. Übrigens: Lamas spucken nur, wenn sie untereinander streiten. Oder wenn sie ein Mensch wirklich ausgesprochen ärgert. Der wäre dann aber ein bisschen selbst schuld, meint Dominik.