Echt fleißig, unsere Bienchen - Teil II
Ein bienenfreundlicher Garten ist schneller angelegt, als man meinen mag. Schon ein kleiner Balkon mit ein paar Blumenkästen reicht aus, um den Bienchen Nahrung zu bieten. Hat man ein bisschen mehr Platz beziehungsweise einen kleinen Garten, kann man auch Steine und Totholzstapel im Garten einplanen. In den Ritzen der Steine brüten gerne solitäre Bienen und im Totholzstapel gibt es Mäuse, in deren Bauten gerne Hummeln einziehen.
Kein Garten ist zu klein!
Beliebte Ziele der Bienen sind unter anderem Kapuzinerkresse, Glockenblumen, Löwenmäulchen oder duftender Lavendel. Auch eine Kombination aus Erdbeeren und Minze hat sich bewährt. Die Bienen haben also einen ähnlichen Geschmack wie wir Menschen – freuen wir uns doch auch über frische, rote Erdbeeren im Sommer, oder? Bienen tun auch für uns etwas Gutes:
- Die Bienen beleben deine Grünfläche bzw. deinen Balkon
- Die Blumen sind gesünder und Obstbäume, Sträucher und Gemüsebeete tragen mehr und größere Früchte
- Man spart Geld: Viele kleine Bienengärtner helfen und man braucht keine chemischen Düngemittel mehr
- Weniger leere Rasenfläche – Weniger wässern, mähen und trimmen
Rasen"gehilfen" nein danke
Für Arno Kronhofer sind die modernen Rasenroboter, die in vielen Gärten zum Einsatz kommen, ganz und gar nicht ideal: „Die vernichten das gesamte Ökosystem. Am besten für den Rasen wäre, ihn überhaupt nur zwei bis drei Mal pro Jahr zu schneiden und sich nur ein paar Wege und Plätzchen freizulassen. Dann hat man gleich sein persönliches Paradies für Wildbienen und Vögel. Hohe Wiesen sind auch gleichzeitig kühler als ein kurzer, von der Sonne verbrannter Rasen. Die Kombination aus Sträuchern und Blühwiese ist das ideale. Auch Insektenhotels sind super.“
Gartenpflanzen nach Saison
Um Bienen im eigenen Garten willkommen zu heißen, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Im Idealfall bietet man das ganze Jahr oder zumindest in den Frühlings- und Sommermonaten blühende Pflanzen an.
Da einige Pflanzen nur wenige Wochen Blüten tragen ist es wichtig, dass sich die Blütephasen ergänzen und so die Biene von April bis September ein ausreichendes Nahrungsangebot hat. Pflanzen mit „offenen“ Blüten bieten den Bienen freie Bahn bei der Nektarbeschaffung. „Gefüllte“ Blüten, bei denen die Blätter durch Züchtung vermehrt wurden, ist der Weg zur Nahrung hingegen versperrt.
Eine kleine Auflistung von Pflanzen in den Saisonen findest du hier:
Frühling:
Schneeglöckchen
Stiefmütterchen
Weidenkätzchen
Blaustern
Margeriten
Sommer:
Goldmelisse
Himbeeren, Brombeeren, Erdbeeren
Lavendel
Schnittlauch
Sonnenblume
Ringelblume
Herbst:
Prachtscharte
Sonnenhut
Borretsch
Verschiedene Kräuter
Unsere Empfehlung: Wildblumen, die in deiner Region heimisch sind, pflanzen. Dazu eignen sich wunderbar Wildblumenmischungen. Diese sind speziell auf die Umgebungen der jeweiligen Regionen angepasst und in jeder Gärtnerei erhältlich. Das bunte Blumenmeer blüht von Juni bis September und ist damit die perfekte Nahrungsquelle für Wildbienen.
Honig - Flüssiges Gold, das wirklich gesund ist
„Ein Bienenvolk produziert durchschnittlich zwischen 15 und 20 Kilo Honig pro Jahr. Das ist allerdings unterschiedlich und abhängig von der Region, in der die Bienenvölker aufgestellt sind.“ Stefan Lehenauer
Die Umgebung der Bienenstöcke spielt auch abgesehen von der Honigmenge eine große Rolle: Je nach Flora und Fauna, die rund um die Bienen herrscht, entstehen nämlich die unterschiedlichsten individuellen Honigsorten. „Je mehr Honig man isst und je mehr man sich damit beschäftigt, desto besser lernt man die Geschmacksvielfalt zu schätzen. Wir im südwestlichen Kärnten haben vor allem Frühjahrsblütenhonig, den typischen Waldhonig und manchmal auch den Almrauschhonig.“ meint Arno.
Er mahnt „Wichtig ist, dass man keine Billigmischungen, sondern regionale Honigerzeugnisse vom Imker probiert! Da kommt man so richtig auf den (guten) Geschmack!“
Familie Lehenauer mag den Waldhonig besonders gerne: dieser hat einen eher dunklen Farbton, schmeckt malzig und enthält Anteile von Fichten und Tannen. Hier wird’s spannend: Die Biene kann keinen Nektar bzw. Pollen direkt von den Nadelbäumen gewinnen. Hierzu braucht sie die Unterstützung sogenannter Zwischenwirte: das sind verschiedene kleine Waldläuse, die bei gewissen Witterungen auftreten. Sie holen sich ihre Nahrung, den Honigtau, aus den Siebröhren der Bäume. Den Überschuss, den sie nicht verarbeiten können, holen sich die Bienen. Dieser Vorgang ist nicht jedes Jahr möglich. Nur wenn Wetter, Waldläuse und Bienen ideal zusammenarbeiten, kommt eine „Waldtracht“ zustande. „In Zukunft wird man mehr Frischwald setzen müssen, um die Fichten zu unterstützen – ansonsten kann es sein, dass mit der Fichte auch der Waldhonig verschwindet.“ Erzählt Stefan Lehenauer.
Quelle für die Zelle
Honig wirkt antibakteriell: Wenn man Süßes ist, heißt das nicht zwangsläufig, dass etwas ungesund ist – im Fall von Honig ist das sogar das genaue Gegenteil. Man weiß heute, dass das flüssige Gold nur wenig Einfluss auf Karies hat. Das ist dem im Honig enthaltenen Propolis zu verdanken. Anstelle von Industriezucker sollte man Honig verwenden. „Verschiedenste Duftstoffe, Aminosäuren und weitere Inhaltsstoffe tun unserem Organismus richtig gut und machen aus Honig einen hochwertigen Energielieferanten.“, so Kronhofer.
Blütenpollen und Propolis - Das Antibiotikum der Bienen
„Man darf keinesfalls auf die Nebenprodukte des Honigs vergessen: Blütenpollen und Propolis. Diese sind nicht nur so wohlschmeckend wie der Honig sondern obendrauf sehr gesund! Unter anderem profitieren davon unser Immunsystem und unsere Blutwerte.“, meint Arno Kronhofer. Stefan Lehenauer erklärt: „Propolis ist ein natürliches Antibiotikum. Die Bienen gewinnen Propolis aus dem Harz von Bäumen und töten damit Viren und Bakterien im Stock. Diese antibakterielle Wirkung funktioniert auch bei uns Menschen.“
Bienenstich - Was tun?
Autsch! So ein Bienenstich kann ganz schön wehtun. „Solange allerdings keine Bienenallergie bekannt ist, sollte man sich keine Sorgen machen und abwarten, bis die Schwellung abklingt. Kurz nach dem Stich kann einem die Hitze eines erwärmten Metallstückes helfen, um die Eiweißbestandteile aufzuspalten. Danach ist Kühlen angesagt.“, erklärt Arno Kronhofer. Um die Schmerzen zu lindern empfiehlt Stefan Lehenauer, zuerst den Stachel aus der Haut zu ziehen. Dabei muss man besonders darauf achten, auch wirklich den ganzen Stachel mit dem Fingernagel oder einer Pinzette zu entfernen.
Andernfalls könnte ein kleiner Rest in der Wunde bleiben und sich entzünden. Sehr schmerzhaft! Danach kann die Hälfte einer rohen Zwiebel auf den Stich gelegt werden. Durch deren antibakterielle und entzündungshemmende Wirkung wird der Schmerz im Nu weniger.
Wohnen in der Honigmanufaktur
Arno Kronhofer hat sich für seine Gäste etwas Außergewöhnliches überlegt: Schon bald kann man hautnah das Leben der Bienen im Bienenstock miterleben. Unter dem Motto „Wohnen im Bienenstock“ wird das kreative Projekt derzeit umgesetzt – im Sommer 2021 soll es fertig sein. Mit allen Sinnen erleben durch den ständigen Kontakt mit Bienen. Das ist bautechnisch eine große Herausforderung für Arno: „Die Außenwand des Wohnzimmers wird eine Art Glaswand, durch die man das Leben im Bienenstock beobachten kann.“
Mehr zu diesem Projekt kannst du hier nachlesen: Schräge Nächte für bunte Vögel
Quellen:
Naturschutzbund
Biene Österreich
Global 2000
Tierschutzverein Österreich
Bienenlatein - Die wichtigsten Begriffe der Imkersprache
Apis mellifera = Der lateinische Name der Honigbiene
Beute = Eine künstliche Behausung der Bienen. Unterschieden wird nach Material oder Konstruktion der Behausung
Bienenweide = Die Summe aller Quellen, die Pollen-, Nektar- oder Honigtau produzieren
Brut = Gesamter Nachwuchs der Bienen: Eier, Larven und Puppen
Drohn = Männliche Biene
Honigtau = Absonderung bestimmter pflanzensaugender Insekten; besteht überwiegend aus Zucker
Nektar = Zuckerhaltiger, pflanzlicher Drüsensaft, den die Blüten produzieren, um Bienen anzulocken
Tracht = Summe an Pflanzen, die aktuell Pollen, Nektar oder Honigtau für die Bienen zur Verfügung stellen
Kitharz/Propolis = Baumharz, das die Bienen sammeln um ihre Bienenwohnung abzudichten